Ich will dich nicht toten by Dan Wells

Ich will dich nicht toten by Dan Wells

Autor:Dan Wells [Wells, Dan]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-07-19T15:54:49+00:00


wir hätten uns verändert. Ich weiß noch genau, dass Rachel mal Pferdeschwänze und spitze Knie hatte und jedes Mal bei den Lehrern gepetzt hat, wenn wir im Klassenzimmer Fußball gespielt haben. Marci war ein Hippiemädchen, richtig wild. Aber eines Tages – peng! Die Mädchen sind verschwunden, und aus dem Nichts sind diese attraktiven Frauen aufgetaucht.«

Jeder wurde erwachsen. Ich dachte an Marcis kleine Schwester Kendra, einen vierjährigen Lockenkopf. Auch sie würde zu einer jungen Frau heranwachsen, eine weibliche Figur bekommen und hübsch aussehen. Für irgendjemanden wäre sie die Freundin oder ein Wunschbild, für irgendjemanden ein Opfer. Erwachsen, sexy und tot.

»Ja«, pflichtete ich bei. »So läuft das manchmal.«

»Rachel wohnt gleich da vorn.« Er bog in eine Seitenstraße ein und deutete auf ein Haus. Als er das Auto abgestellt hatte und zur Tür ging, kletterte ich auf den Rücksitz. Nach wenigen Minuten kehrte Brad mit Rachel zurück, hielt ihr die Tür auf und half beim Einsteigen. Ich beobachtete ihn genau und nahm mir vor, es so zu machen wie er.

»Hallo, John.« Sie wandte sich halb um und winkte. »Siehst gut aus!«

»Hi«, sagte ich nur. Allmählich fiel mir wieder ein, warum ich so ungern mit anderen Menschen zusammen war. Je größer die Gruppe, desto schlimmer wurde es. Dieser Tanzabend wäre mein Untergang.

Wir fuhren zu Marcis Haus, und ich ging mit meiner durchsichtigen Blumenschachtel zur Tür. Wie immer stand der Eingang offen. Ich klopfte ans Fliegengitter. Sofort sprangen die Zwillinge unter lautem Gekreisch vom Sofa auf und kamen zur Tür gerannt. »Marci, John ist da!«, riefen sie, und auf einmal war der Flur voller Kinder.

»Meine Schwester ist hübsch«, verkündete Kendra. »Dir wird sie gefallen, aber Mom sagt, sie sieht aufreizend aus.«

»Rein! Sofort hinein mit euch!«, befahl Marci, als sie durch den Flur zur Tür kam. Sie trug ein langes dunkelgrünes Kleid und hob achtsam den Saum, als die Kinder an ihr vorbei ins Fernsehzimmer stürmten. Der fließende, weiche Stoff schimmerte sanft im schwachen Flurlicht. Das Oberteil war eine elegante bestickte Korsage, die Schultern und Schlüsselbeine frei ließ, und der Ausschnitt war tiefer, als ich es nach unserem letzten Gespräch erwartet hätte. Sie öffnete und winkte mich hinein. »Komm mit, Mom will Fotos machen.«

»Heute wollen alle Fotos machen«, klagte ich. »Du siehst umwerfend aus.«

»Danke.«

»Ich dachte, du willst nicht, dass alle deine …« Ich machte eine unbestimmte Geste. »Du weißt schon.«

»Das Kleid habe ich schon im Sommer gekauft. Wie sollte ich da wissen, dass ich mit einem echten Gentleman ausgehe? Außerdem gab es online wirklich gute Sonderangebote.«

Ich hob die Ansteckblumen. »Die sind ja schön, aber wo soll ich sie festmachen? Außerdem wird mich dein Dad erschießen, wenn ich dir zu nahe komme.«

»Ich mach das schon.« Sie nahm die Schachtel entgegen, als wir in die Küche gingen. »Aber dann musst du dich um deinen Blumenschmuck selbst kümmern.« Sie holte eine kleine Blumenschachtel aus dem Kühlschrank und reichte sie mir. Während ihre Mom lachte und Fotos machte, befestigten wir die Blumen. Wir posierten, hielten Händchen, und ich lächelte, so gut es ging. Endlich konnten wir zum Auto fliehen, Brad legte den Gang ein, und wir fuhren los.



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